Das Weygang Museum beherbergt Kunst und Objekte, die drei Themen zugeordnet sind: Heimat und Region, Zinn und römische Geschichte.
Im Erdgeschoss finden Sie in Form eines Heimatmuseums Dokumente und Objekte zur Geschichte der Stadt. Die Person und das Umfeld des Öhringers August Weygang werden vorgestellt. Kunstvoll gearbeitetes Spielzeug aus Zinn und bemerkenswerte Stücke Hohenloher Volkskultur sind hier ausgestellt.
Im Obergeschoss erleben Sie Wohnräume mit Zeugnissen verschiedener Epochen, von Renaissance über Barock, Rokoko und Biedermeier bis zum Historismus. Zudem sind Teile der bedeutenden Zinnsammlung der Eheleute Weygang zu sehen. Weitere Erzeugnisse des bodenständigen Handwerks aus anderen Werkstoffen - besonders aus Keramik - ergeben ein umfassendes Bild der Kulturregion.
Im Kellergeschoss treffen Sie auf römische Funde aus Vicus Aurelianus - dem römischen Öhringen. Zudem ist im Außenbereich der Limes-Container aufgestellt, der Sie über das UNESCO Weltkulturerbe Limes, an dem Öhringen liegt, informiert.
Der Name des Museums geht zurück auf August Karl Weygang (1859-1946). Er war in den Jahren nach der Reichsgründung 1871 Zinngießermeister aus einer alten Zinngießerfamilie und erfolgreicher Zinnwarenfabrikant.
Aufgrund von Fleiß und kaufmännischer Weitsicht wurde er zu einem der angesehensten Bürger von Öhringen. Sein Handwerksbetrieb zählte seinerzeit zu einem der bedeutendsten der Branche überhaupt.
Das Museum ist aus seiner Sammlung hervorgegangen. Es verdankt sein Entstehen einer Stiftung, die nach ihm und seiner Frau Thekla benannt ist.
Er hinterließ der Stadt Öhringen sein gesamtes Vermögen in Gestalt der "August- und Thekla-Weygang-Stiftung" mit der Maßgabe, in seinem Haus ein Museum "für alle Zeiten" einzurichten. August Weygang gehört zu den wenigen Ehrenbürgern der Großen Kreisstadt Öhringen.
Das Haus selbst ist ein historisches Denkmal. Es ist Teil der "Karlsvorstadt", einer barocken Stadterweiterung, die Fürst Ludwig Friedrich Carl zu Hohenlohe Ende des 18. Jahrhunderts anlegen ließ. Sie gilt als städtebauliche Meisterleistung ihrer Zeit.
Gesellschaftlich nach oben strebend hat Weygang großes Interesse daran, entsprechend bürgerlichen Tugenden zu leben und dies auch nach außen zu zeigen.
Das Haus der Weygangs, in dem heute das Museum untergebracht ist, ist also nicht nur Wohnraum, sondern auch die Bühne seiner Selbstinszenierung als wohlhabender, kulturbeflissener und unabhängiger Bürger.
Mehr zur Geschichte der Familie Weygang seit 1630 finden Sie hier
Heimat beschreibt einen Ort. Heimat prägt ldentitäten, Einstellungen und Weltauffassungen. Im Weygang-Museum wird die Heimat des Zinngießermeister und erfolgreichen Zinnwarenfabrikanten August Weygang (1859-1946) beschrieben.
In Weygangs Lebenszeit fällt der große Umbruch von der handwerklichen zur industriellen Produktion. Da wird man sich gerne an die strengen mittelalterlichen Handwerksordnungen als zuverlässige Garanten für Stabilität erinnert haben. Die Sammlung von Zunftzeichen erinnert also an die „gute alte Zeit” des Handwerks. Einige bemalte, sogenannte „Bauernmöbel” der Schreinerfamilie Rößler aus dem nahe gelegenen Untermünkheim repräsentieren große regionale Handwerkskunst.
Beim Gang durch das Museum können Sie als Besucher in den ehemaligen Wohnräumen und in den Vitrinen Leben und Sammelfreude des bedeutenden Öhringer Ehrenbürgers nachempfinden. Zinnkunst und Volkskunst verschiedener Epochen, von der Renaissance über den Barock, Rokoko und Biedermeier bis zum Historismus, sowie Dokumente und Objekte zur Geschichte der Stadt versprechen eine
lohnende Zeit im Museum.
Kirchenzinn
Zentrale Figur aus dem Jahr 1450, die den Apostel Johannes darstellt. Die Exponate der "Vasa Sacra" machen deutlich, dass Zinn bei Kulthandlungen von sämtlichen Konfessionen eine wichtige Rolle spielte.
Zunftzeichen, „Willkomm“ und Kannen, allesamt aus Zinn, geben zusammen mit Zunftlade und Zunftsiegeln ein lebendiges Bild von vergangenem Handwerksleben.
Erleben Sie die kunstgeschichtliche Epoche des Historismus im Original. Er bezeichnet das Phänomen bei Architektur und Inneneinrichtung auf ältere Stilrichtungen zurückzugreifen und diese teilweise auch zu kombinieren. Der Historismus war im 19. Jhd. sehr beliebt.
Ein kleiner Salon im Stil des Biedermeier vermittelt das Wohnbedürfnis des gehobenen Bürgertums um 1900. Merkmale der Biedermeiermöbel sind neben den edlen Holzarten und Stoffen geschwungene Querstreben, besonders bei Stühlen. Auch die Schlichtheit der Möbel ist ein wesentliches Merkmal.
Bleiglasfenster sind seit dem Hochmittelalter in Europa üblich. Zunächst wurde diese Technik nur für die Fenster der großen Kathedralen angewandt. Bleiglasfenster bilden ein wichtiges Merkmal der Gotik. Ab dem ausgehenden Mittelalter wurden aber auch immer mehr profane Gebäude mit Glasmalereien ausgestattet.
Das Bauernzimmer steht für ländliche Kultur und Volkskunst. Besonderheiten sind Möbel aus der bekannten Schreinerfamilie Rößler aus Untermünkheim: ein prachtvolles Himmelbett von Johann Rößler d. Ä. und ein doppeltüriger Schrank seines Sohnes Michael Rößler ergänzen sich optimal. Sprücheteller aus Fayence laden zum Entziffern ein.
Zinn war das Material, auf dem der Wohlstand der weit verzweigten Weygang-Familie gründete. Obwohl Gebrauchsgegenstände aus Zinn zunehmend aus der Mode kommen, versteht es August Weygang seine Firma weiter auszubauen. Er entwickelt neue Gestaltungen für Dekorationsartikel in der damals im Kaiserreich „angesagten” Formensprache, die an die große Zeit des Mittelalters erinnert. Von aufgegebenen Konkurrenzunternehmen kauft er die Gussformen. Die Präsentation zeigt ausschnittweise die ganze Palette seiner Produkte, vom Aschenbecher bis zum Zinnsoldaten.
Zinngießen ist eine Umwandlung. Aus dem Metallblock entsteht ein flüssiges Metall, das wir in neue Formen gießen können.
Im Anbau des Museums erwartet Sie die Zinngießerei, die auf die Weygang-Dynastie zurückgeht. Machen Sie sich das Vergnügen und schauen Sie den Handwerkern über die Schulter. Denn hier werden weiterhin nach alter Tradition Zinnwaren gegossen, graviert und restauriert.
Zunftzeichen
Zunftzeichen, „ Willkomm“ und Kannen, allesamt aus Zinn, geben zusammen mit Zunftlade und Zunftsiegeln ein lebendiges Bild von vergangenem Handwerksleben.
Zinn, 18. Jhd. Deckelpokale mit Zunftzeichen. Teilw. mit Widmungsschildchen. Der "Willkomm" war wichtigster und wertvollster Besitz einer Zunft. Er wurde bei offiziellen Ereignissen als Trinkgefäß benutzt.
Vermutlich 18. Jhd. Messing, Ebenholz, Messing mit Flachschnitt, auch Stahl. Div. Siegelstempel von städtischen Institutionen in Öhringen, z.B. vom Öhringer Stadtrat "STADT=RATH=OEHRINGEN", sowie ältestes Stadtsiegel von Öhringen (vermutlich 15. Jhd.).
Eisenblech, mehrteilig gefertigt und vernietet, teils aufwendig ziseliert, Visierhelm, kompletter Harnisch, beigegeben Lanze und Schild. Lebensgroß. Ein Prachtstück aus der Zeit des Historismus.
Tafelaufsatz "Wikingerschiff". Zinn, ca. 1880. Schmuck und Schaustück auf festlicher Tafel und Wohndekor. Symbolisiert Weitläufigkeit des Bildungsbürgertums.
Schüssel, Reliefguss. August Weygang gilt als der perfekteste Kopist der Renaissance. Darunter sind berühmte Stücke wie die Temperantia Schüssel und die zugehörige Kanne von Francois Briot (um 1590). Eine Version der Schüssel, eine Silber-Kopie - die „Venus Rosewater Dish“ - ist seit 1886 (!) der Ehrenpreis für die Gewinnerin des Damentennis in Wimbledon. Diese und andere meisterhafte Kopien waren im Historismus begehrte Dekorationsstücke für die „altdeutsche Wohnung“.
Er zeichnet sich dadurch aus, dass Braut und Bräutigam gleichzeitig aus dem Becher trinken können. Er besteht aus zwei Bechern, einem im Kleid, einem im oberen Becher, die über ein Gelenk miteinander verbunden sind. Unter Weygangs eigenen Dekorationsartikeln gibt es etliche, mit denen er auf seine langjährige Ehe verweist.
Französische Gardegrenadiere Napoleon Bonapartes, nach 1919. A. Weygang d. J. zugeschrieben.
Aus Formen des frühen 19. Jhd. und einer Form von 1779; de Ligne. Formen von Christian Andreas und Carl Weygang, Göttingen und E. S. Kuhn, Nürnberg (1770-1810). Handbemalt.
Seit 1. Juli 2022 ist die Zinngießerei wegen Umbau geschlossen und kann nicht besichtigt werden.
Unter fachmännischer Anleitung können Figuren gegossen und Gussformen besichtig werden. Es gibt auch einen Museums-Shop. Adolf Weygang aus Stuttgart, Großneffe des Museumsgründers, überreichte dem Förderverein Ende 2019 eine großzügige zweckgebundene Spende. Diese wurde zum Erwerb einer einmaligen Zinnsammlung von Weygang-Exponaten eingesetzt. Die sehenswerten Objekte befinden sich in der Zinngiesserei.
Zuckerdose. Süddeutsch, Ende des 18. Jhd. Zinn, Kobaltglas. Im Zeitgeschmack des Klassiszismus. Feiner Reliefguss. Auch bei Tisch Weltbeflissenheit und Eleganz zu demostrieren, war ein wichtiges Statussymbol des Bürgertums.
Schokoladenkännchen. Mitte 18. Jhd. Zinn, Holz. Zum Servieren der zu der Zeit edlen und seltenen (heißen) Schokolade. Zwar wird auch am Ende des Jahrhunderts noch spezielle Gesundheitsschokolade verkauft, die Schokolade hat aber endgültig den Sprung vom Gesundheits- und Stärkungsmittel zum Genussmittel geschafft.
Vicus Aurelianus, das römische Öhringen, liegt am 550 km langen Obergermanisch-Rätischen Limes. Dieser wurde 2005 zum Unesco-Welterbe erklärt. Vicus Aurelianus gehörte von 150 bis 260 nach Christus zum römischen Imperium. Zwei Kastelle, Kultstätten, Bäder und ein beachtliches Lagerdorf sind bekannt. Schon Christian Ernst Hanßelmann (1699-1775) hat hier wissenschaftliche Grabungen durchgeführt und darüber publiziert. Nirgends am Limes wurden so viele Weihesteine gefunden. Begehbare archäologische Ausgrabungen kann das heutige Öhringen nicht vorweisen, aber immer wieder werden bedeutende Funde gemacht.
Im Weygang Museum sind Originalfunde und Nachbildungen von Weihesteinen, die auch die Bedeutung des Wassers aufzeigen, Inschriftsteine, gestiftet von einer Händlergruppe, sowie Altäre und Götterbilder zu besichtigen.
Auch vier kleine Altarbilder, wohl Hausaltäre, zeugen vom religiösen Leben in der Provinz.
Standbild der Minerva
3. Jhd. Ca. 120 cm. Sandstein. Die Göttin Minerva als großer Torso mit dem todbringenden, versteinernden Medusenhaupt am Gewand.
Original. 2./3. Jhd. Roter Sandstein. Seltener Fund eines ganzen Kopfes. Minerva, Tochter Jupiters, war die Beschützerin der Handwerker, Dichter und Lehrer. Mit typischem Helm in Eulenform. 1959 in Öhringen gefunden. Dauerleihgabe der Fam. Dürr.
Auch vier kleine Altarbilder, wohl Hausaltäre, zeugen vom religiösen Leben in der Provinz. Dargestellt ist Epona, urspr. keltische Göttin der Fruchtbarkeit. In röm. Kult zu Göttin der Reiter und Pferde überführt. 1986 in Öhringen gefunden.
Ein eindrucksvolles Bild des Limesverlaufs in unserer Gegend vermittelt ein großes beleuchtetes Modell, das in einem eigens dafür aufgestellten „Limescontainer“ im Garten des Museums zu besichtigen ist.
Ein rekonstruiertes Modell des Limestores steht nur 850 m vom Museum entfernt am Originalort. Von dort können Sie zu Fuß dem Limes bis zur Aussichtsplattform Limesblick folgen.
Der Begriff "LIMES" bedeutete im Lateinischen ursprünglich „Grenzweg“ oder auch "Schneise". Mit einer Länge von 550 Kilometern ist er das längste Bodendenkmal Europas. Der Limes zog die Grenze zwischen den (zu dieser Zeit) hoch entwickelten Römern und dem Land der Germanen, den "Barbaren". Seit 2005 zählt er zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Im Deutschen ist mit "Limes" in der Regel der raetische und der obergermanische Limes gemeint, gemeinsam als Obergermanisch-Raetischer Limes (ORL) bezeichnet. Die beiden Limesabschnitte sind nach den angrenzenden römischen Provinzen Raetia (Rätien) und Germania Superior (Obergermanien) benannt.
Der Obergermanisch-Raetische Limes trennte nach der letzten Grenzkorrektur um die Mitte des 2. Jahrhunderts nach Christus das Römische Reich von den Germanen.
Im Limes-Container direkt im Garten des Weygang Museums erfahren Sie alles Wissenswerte rund um das UNESCO-Weltkulturerbe. Der Limes-Container wurde im April 2020 renoviert und mit neuen Schautafeln ausgestattet.
Nur 850 m fußläufig vom Museum entfernt finden Sie eine original Nachbildung des Limes Tores.
Die Idee dazu geht auf Forschungsergebnisse von Dr. Stephan Bender zurück. Er war Leiter des Limesinformations-Zentrums Baden-Württemberg und hat erstmals einen Durchgang am römischen Limes skizziert und dessen bauliche Umsetzung nach antikem Vorbild erarbeitet.
Im Rahmen der experimentellen Archäologie wurden die Entwürfe von Dr. Bender zur 6. messeÖHRINGEN von elf Baufirmen aus Öhringen und der Region umgesetzt. Durch das fachliche und finanzielle Engagement dieses Messeauftritts (Gemeinschaftsstand Bau) konnte erstmals weltweit am UNESCO Welterbe Limes ein solcher Durchgang realisiert werden.
Im Rahmen eines Schulprojekts, das vom Verein Jugend und Arbeit auf den Weg gebracht wurde, konnte das Limes Tor nach antikem Vorbild farblich gestaltet werden. Es ist damit ein "leuchtendes" und äußerst erfolgreiches Beispiel für ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Bürgerschaft, öffentlicher Hand und Schulen.
Vom Limes Tor aus können Sie in einem reizvollen Spaziergang der Limeshecke durch die Cappelaue (ehem. Landesgartenschau 2016 Gelände) zur Aussichtsplattform Limesblick folgen und dort die weite Aussicht über Öhringen genießen.
Weitere Informationen zum Limes Tor finden Sie auf der Homepage der Tourismusgemeinschaft Hohenloher Perlen sowie der Homepage des Landesamt für Denkmalpflege
Baden-Württemberg. Ein Faltblatt zum Limes Tor ist in der Tourist-Information Öhringen oder hier als PDF
erhältlich.
Die Gruppe NVMERVS AVRELIENSIS
ist seit dem 1. August 2015 als Abteilung im Öhringer Heimatverein e. V. eingegliedert. Stand Ende 2015 besteht die Gruppe aus zehn Mitgliedern und ist bestrebt stetig zu wachsen.
Der Gruppenname NVMERVS AVRELIENSIS leitet sich von einer militärischen Einheit ab, welche in der Zeit von 200-250 n.C. im antiken Öhringen ausgehoben wurde. NVMERVS ist eine Auxiliartruppe (Hilfstruppe) im römischen Militär von ca. 20-500 Mann. AVRELIENSIS basiert auf dem Namen des antiken Öhringens „Vicus Aurelianus“.
Die Gruppe veranstaltet regelmäßig live Events im Weygang Museum. Achten Sie auf den Veranstaltungskalender.